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SEHNSUCHT NACH FRIEDEN

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Weihnachten ist nicht vorstellbar ohne die Geschichte der Geburt Jesu. Von Nazareth in Galiläa nach Betlehem in Judäa zieht es Josef mit Maria, seiner Verlobten. Nicht im Krankenhaus, in dem Kinder heute geboren werden, kommt das Kind zur Welt. Weil kein Platz in der Herberge war, wickelt Maria das Kind in Windeln und legt es in eine Krippe. Ein Stall auf einem Feld, auf dem die Hirten Schafe hüten, bietet sich der jungen Familie als Notunterkunft.

Eine für heutige Verhältnisse undenkbare Geschichte. „Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.“ Der Satz aus dem Lukas-evangelium könnte auch in der Ankündigung derLebendkrippe stehen, zu der die Familie Thomas und Sandra Zinßmeister seit neun Jahren am dritten Adventssonntag zum Hofgut Mühlberg in Mölschbach einlädt. Wer die nachgestellte Geburtsszene Jesu im Pferdestall zwischen Stroh und Heu in den vergangenen Jahren miterlebt hat, weiß um die Atmosphäre, die von der Situation ausgeht. Im düsteren Stall verliert sich das Tageslicht. Ein leicht feuchter und muffiger nach Mist riechender Dunst füllt den Raum. Ruhig ist es. Stille zum Atmen. Eine besinnliche und nicht alltägliche Szene tut sich auf.Wie ungewohnt für die jungen Eltern. Sie verharren neben einer mit Stroh gefüllten Futterkrippe. Darin hat das Neugeborene seinen Platz. In Wolldecken gehüllt. Im schwachen Schein einer Laterne verfolgen Besucher die Szene. Hinter der Krippe zwei Männer in der Rolle von Hirten. Zwei Schafe und ein Esel leisten Gesellschaft. Nur noch wenige Tage und die Menschen werden die Weihnachtsgottesdienste aufsuchen, der Weihnachtsbotschaft vom Frieden auf Erden lauschen und ein Blick auf die Weihnachtskrippe werfen. Oder auch nicht. Wie nah ist die Lebendkrippe doch bildlich am Geschehen von Betlehem. Was treibt die Menschen nach Mölschbach in den offenen Stall? Kinder,Jugendliche und Erwachsene. Wortlos stehen sie Seite an Seite, betrachten das Kind in der Krippe, seine Eltern. Für kurze Zeit geben sie einer Sehnsucht Raum. Einer Sehnsucht nach Geborgenheit und friedvollem Miteinander, nach menschlicher Wärme, einem guten und glaubhaften Wort. Das verkündet kein Engel, auch kein Pfarrer. Thomas Zinßmeister ist es, der die Weihnachtsgeschichte vorträgt und sie mit seinen Worten auslegt. Und die Besucher hören zu. Sind ganz Ohr.Nur ein Rascheln im Stroh und das Schnauben der Tiere sind zu hören. Eltern, deren Kinder vor fast zehn Jahren in der Krippe lagen, sind erneut erschienen. Mit dabei Viktoria und Johannes. Gedämpft ertönen eine Gitarre und ein Akkordeon. „O du fröhliche …“ erklingt. „Stille Nacht, HeiligeNacht …“, und alle stimmen sie ein. Ein leiser Gesang ist es. Voller Andacht und Anmut. Sinnlich und bewegend. „Frohe Weihnacht“ wünscht der Hausherr. Nur langsam verlieren sich die Besucher wieder ins Freie. Kühl und dunkel ist es geworden. Angetan vom eben Erlebten gehen sie dem Fest entgegen. Innerlich reich beschenkt und zufrieden klingt die nachgestellte Szene von der Geburt Jesu in ihnen nach. Lässt sie die Geschichte vom Frieden, dem sie für kurze Zeit so nah waren, weiter erzählen. Nachbarn und Freunden.Eine schöne und wahre Geschichte, die ihrer Sehnsucht entspricht, die sie innerlich berührt, bewegt hat. …. „Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten“,endet die Geschichte bei Lukas. „Und auf Erde ist Frieden“, verkünden die Engel über dem Feld in Bethlehem. Und die Realität? Täglich bestimmen Unruhen, Kriege, Hass, Gewalt, Terror, Flucht, Hungersnot und Umweltkatastrophen unsere Welt. Doch die dazu gehörigen Problemlösungen lassen auf sich warten. Trotzdem. Das Weihnachtsfest hält uns das Trotzdem des Unmöglichen entgegen. Solange wir es uns vor Augen halten wie einen Stern, solange bleibt unser Leben lebendig und streckt sich aus nach dem Mehr, der Sehnsucht nach Frieden.

Joachim Schwitalla

Lebendkrippe in Mölschbach am 3. Adventssonntag von 13 bis 18 Uhr
Das Hofgut Mühlberg in Mölschbach lädt zu einem stimmungsvollen vorweihnachtlichen Miteinander ein. Im Mittelpunkt steht eine Lebendkrippe, in der junge Eltern mit ihrem neugeborenen Kind ineinem Stall an die Geburtsszene Jesu erinnern.

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